Psychotherapieverfahren, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten

In Deutschland sind Psychotherapeuten, hauptsächlich für die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die Verhaltenstherapie und die analytische Psychotherapie zugelassen, noch recht neu ist die Kassenzulassung für die systemische Psychotherapie, entsprechend selten ist diese noch zugelassen.

Darüber hinaus ist jeder Psychotherapeut sein Berufsleben lang zur Weiterbildung verpflichtet, sodass es die Regel ist, dass neben der zentralen Fachkunde auch Kenntnisse und Erfahrungen weiteren Verfahren gesammelt werden, zum Beispiel die humanistische Personen-/Klientenzentrierte Psychotherapie, Gestalttherapie, Körpertherapie aber auch Hypnose oder die Arbeit mit Imaginationen in der Traumatherapie sind oft zu findende Kompetenzen. So entstehen also bei vielen Therapeuten mit der Zeit vermehrt Gemeinsamkeiten in der Arbeit, auch wenn die ursprüngliche Fachkunde unterschiedliche Namen und unterschiedliche theoretische Ansätze hatten.

Hier nun der Versuch die Unterschiede zu beschreiben.

Die Psychoanalyse oder Analytische Psychotherapie zielt darauf ab, emotionale Muster (Gedanken, Gefühle, Ängste, Wünsche, Träume, etc.) und Traumata zu erkennen und zu verstehen. Durch psychoanalytische Methoden werden diese Muster mit deren Hintergründen und Ursprüngen in Bezug gebracht. Therapeutische Verfahren sind unter anderem das Freie Assoziieren, die Übertragung und die Psychodynamische Diagnostik. 

Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ähnelt der Psychoanalyse: Unbewusst erlebte Geschehnisse, deren Auswirkung und daraus resultierende Konflikte werden erfasst und aufgearbeitet. Hinzu kommt die Zielsetzung innerhalb eines absehbaren Zeitraums, in welchem positive Veränderungen stattfinden sollen. Im Gegensatz zur analytischen Therapie wird ein Fokus gesetzt und immer wieder auf dieses zentrale Thema der Behandlung zurück referiert.

In der Verhaltenstherapie wurden ursprünglich vor allem das Verhalten, Agieren und Reagieren ins Zentrum der Behandlung gesetzt. Durch die Entwicklung der letzten vier Jahrzehnte sind zunächst auch die persönlichen Werte, Normen, Einstellungen und Affekte des Patienten mehr berücksichtigt worden, in diesem Zusammenhang wurde zunehmend der Begriff der kognitiven Verhaltenstherapie genutzt. Ziel der Therapie war weiterhin das Erarbeiten von Methoden, mit welchen belastende oder störende Verhaltensweisen verändert werden können sowie das Erlernen von besseren Strategien zur Stressbewältigung.

Zu den Gemeinsamkeiten.

Unterschiede wie Gemeinsamkeiten von Psychotherapieverfahren lassen sich in kurzen Homepagetexten eigentlich nicht angemessen darstellen, daher kann dies nur ein Schlaglicht auf einige Aspekt sein. Die Entwicklungen der letzten 10 bis 15 Jahre waren auf der Seite der psychodynamischen Verfahren (analytische und tiefenpsychologische Therapie), dass z. B. mit der Strukturbezogenen Therapie (nach G. Rudolf) „Das Prinzip Antwort“ und damit mehr direkte Interaktion angewandt wird. Auch die Mentalisierungsbasierten Verfahren und die relationalen Ansätze integrieren auf der Basis von neueren empirisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen eine direktere und pragmatische Interaktionsform in die therapeutische Situation. In der Verhaltenstherapie hat es in den letzten Jahren dagegen einen sehr umfangreichen Wandel, hin zu Achtsamkeitsbasierten Ansätzen gegeben. Dieser Ansatz ist zwar bereits seit Ende der 1970er Jahre umfassend empirisch erforscht, hat sich aber erst nach der Jahrtausendwende durchgesetzt. Hier verlässt die Verhaltenstherapie zunehmend den Fokus auf das einüben von Verhalten oder Kognitionen und nähert sich theoretisch wir in der praktischen therapeutischen Interaktion den Ideen von freier Assoziation, gleichschwebender Aufmerksamkeit oder dem „réverie“, wie es A. Bion im psychodynamischen Ansatz konzipiert hatte.

Insgesamt scheinen mir die unterschiedlichen Verfahren eher auf einem Weg der Annäherung, auch wenn sich durch einen mittlerweile über 100 Jahre währenden eher getrennten Weg der Therapieschulen, eine sehr unterschiedliche Wahl von Worten, Begrifflichkeiten und Beschreibungen herausgebildet hat, sodass man fast davon sprechen kann, dass unterschiedliche Sprachen verwendet werden. Die dahinterliegenden Erkenntnisse und Konzeptionen haben jedoch für diejenigen, die bereit sind, sich unvoreingenommen an die „Übersetzungsarbeit“ zwischen den Sprachen zu machen, mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede.