Die Verhaltenstherapie ist eine der beiden am meisten vertretenen Therapieformen in Deutschland und vereint mehrere Formen bzw. Entwicklungswellen in sich. Sie umfasst die klassischen Lerntheorien, die kognitive Verhaltenstherapie und seit wenigen Jahren weitere Ansätze wie die Skriptanalyse und verschieden Achtsamkeitsbasierte Ansätze.
Grundlagen:
Kernstück einer Verhaltenstherapie, kurz VT, ist die Erstellung einer Verhaltensanalyse, die eine Erklärung über die Zusammenhänge zwischen dem für problematisch erachteten Verhalten, den zugrunde liegenden Lernerfahrungen und verschiedenen Variablen der Person des Hilfesuchenden bietet. Bis vor kurzem ging man in der VT davon aus, dass aufgearbeitete Vergangenheit nicht der Schlüssel zum zukünftigen Erfolg sein kann. Daher beschäftigte man sich beim verhaltenstherapeutischen Vorgehen in der Regel nicht mit schon abgeschlossenen Tatsachen, sondern vielmehr mit der Gegenwart., bzw. sogar zukünftigen Zielzuständen, ohne dabei das früher Geschehene ganz außer Acht zu lassen. Erst in den letzten Jahren wurde zusätzlich die Analyse der Lebensmuster in Form einer Skriptanalyse eingeführt, die Ähnlichkeit mit tiefenpsychologischen Theorien aufweist. Die Skriptanalyse markiert dabei in Zusammenhang mit Techniken zur Achtsamkeit (engl.: mindfulness based stress reduction, MBSR) sowie der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) die sogenannte 3. Welle der Verhaltenstherapie und nähert sich damit den anderen Verfahren an.
Grundlegend geht man in der Verhaltenstherapie davon aus, dass Verhalten erlernt sowie verlernt werden kann. Diese Erkenntnis bildet zugleich den Ansatz der VT. Psychische Krankheiten werden nicht als seelische Krankheiten empfunden, sondern vielmehr als eine „gestörte“ Verhaltenseigenschaft, die durch geeignete Maßnahmen verlernt werden sollen.
Die Erkenntnis über ein „gestörtes“ Verhalten eines Klienten steht in der VT im Vordergrund. Das Ziel besteht darin herauszufinden, warum ein Klient dieses ungewünschte Verhalten immer und immer wieder ausübt. Um einen erfolgreichen Therapieverlauf zu garantieren, ist eine hohe Selbstkontrolle seitens der Klienten erforderlich. Nur der Klient selbst kann bestimmen, ob er seine vorhandene Verhaltensstörung „verlernen“ möchte.
Die Verhaltenstherapie ist eines der am meist erforschten Psychotherapieverfahren, da es für viele Problemstellungen standardisierte Vorgehensweisen gibt, die man bei jedem Patienten in fast gleicher Weise durchführen kann, so dass einzelne Techniken wissenschaftlich besser überprüfbar sind als wenn auf jeden Klienten individuell eingegangen wird.
Vorgehensweise in der Verhaltenstherapie
Die Verhaltenstherapie wird meist als Einzeltherapie durchgeführt. Sie wurde als kürzere und damit ökonomischere Therapieform konzipiert. Die durchschnittliche Sitzungsanzahl liegt bei etwa 30.
Zu Beginn der Therapie wird zwischen der Psychotherapeutin und Klienten ein Therapievertrag zur Klärung der Behandlungsziele und Zwischenergebnisse aufgesetzt. Für vorgegebene Ziele stehen verschiedene Behandlungstechniken zur Verfügung. Welche Behandlungstechnik zum Einsatz kommt, hängt ganz von den individuellen Bedürfnissen des Klienten ab.
Ausgangspunkt und der wohl wesentliche Unterschied der kognitiven Verhaltenstherapie zur Tiefenpsychologie und Psychoanalyse stellt die Konzentration auf die Kognitionen (bewusste Gedanken, Überzeugungen, Bewertungen) dar. In der Verhaltenstherapie wird davon ausgegangen, dass Menschen in eine bestimmte Situation geraten, diese individuell für sich wahrnehmen und bewerten (positiv, negativ, etc.) und anschließend Gefühle und bestimmte Verhaltensmuster zur gegebenen Situation entwickeln. Die Erforschung der Gegenwart und die konsequente Einübung neuer Verhaltensmuster sind deshalb das zentrale Element der Verhaltenstherapie.
Die große Stärke der VT ist die Entwicklung oder Übernahme einer Vielzahl von allgemeinen oder speziell wirkenden Techniken wie z.B. das Stressimpfungstraining, das soziale Kompetenztraining, Konfrontationsübungen, Gedankenstoptechniken, das Angstbewältigungs- oder Problemlösungstraining und seit wenigen Jahren die aus fernöstlichen Quellen stammenden Achtsamkeitsübungen.
Verhaltenstherapeutische Elemente können in der einen oder anderen Weise in die von mir durchgeführten Psychotherapien einfließen, sofern dies sinnvoll erscheint. Verhaltenstherapie als Einzel-/Schwerpunktbehandlungsverfahren wird in meiner Praxis nicht angeboten.